Vor Erfindung der Fotografie dienten Porträts vordergründig zum Festhalten und Dokumentieren individueller Gesichtszüge, waren und sind aber immer zugleich auch Selbstentwürfe und Inszenierungen einer Person, die über Komposition, Gestik, Mimik und Attribute vermittelt werden. Die bildliche Selbstbefragung galt weiterhin als Ausdruck des tieferen Wesens einer Person und ihrer Empfindungen. Sie liegt im Spannungsfeld zwischen Sein, Selbstkonstruktion und Erwartungshaltung von außen.
Die Moderne sieht Identität als nichts Gegebenes, sondern als etwas Angenommenes, Konstruiertes und damit dem Wandel Unterworfenes. Nicht die Ähnlichkeit ist länger entscheidendes Kriterium für das Selbstporträt, sondern Selbstverständnis und Selbsterkundung, die zu vielfältigen bildlichen Ergebnissen führen können. Beispielsweise wählten die Dadaisten zur Darstellung ihres „Selbst“ Gegenstände wie eine Pfeife oder eine Maschine. Die Annahme, dass Körperbilder und das „gespiegelte Selbst“ gesellschaftlich geprägt und normiert sind, führt zur Auseinandersetzung mit der Frage, wodurch das Bild definiert ist und wie unaufhaltsamer Wandel und mögliche Wandelbarkeit bildlich darstellbar sind. Ist es der biometrische Fingerabdruck oder der unverwechselbare Gesichtsausdruck? Wo und wie sehe ich mich zwischen meinem Spiegelbild, Wunschvorstellungen, gesellschaftlichen Normierungen, den Möglichkeiten der Retusche und Maskerade sowie der neuen Technologien und ästhetisch-plastischen Chirurgie?
Zur Teilnahme eingeladen sind Künstlerinnen und Künstler ohne Altersbeschränkung mit einem abgeschlossenen Studium an einer staatlich anerkannten Kunstakademie bzw. Kunsthochschule oder Mitglieder der Berufsverbände Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler, Deutscher Künst-lerbund und Gedok.
Die Ausschreibung richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, die im Raum Weser-Ems geboren sind oder leben. Sie können sich mit bis zu drei Arbeiten bewerben, die einen eindeutigen Bezug zum Thema
Ich bin's! Mein gespiegeltes Selbst aufweisen.
Der Bewerbungsschluss für die Einreichung der Unterlagen zum Kunstpreis der Gemeinde Rastede ist der 29. Juli 2013.
Mehr Informationen: http://www.rastede.de/index.php?catid=143
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