Das Europäische Parlament hat eine ansehnliche Sammlung zeitgenössischer Kunst aus allen 28 Mitgliedstaaten zusammen getragen. Alle paar Monate wird daraus eine Ausstellung zusammen gestellt, die Werke des Landes zeigt, das gerade den Vorsitz im EU-Rat innehat. Man ist stolz, die Sammlung auch im Internet zu präsentieren. Im Sommer 2013 hat die belgische Verwertungsgesellschaft (SABAM) die Onlinerechte der präsentierten Künstler einräumen wollen. Man ging ursprünglich von einer Formalie aus, doch weit gefehlt: Nach mehr als einem Jahr Verhandlung über die Notwendigkeit, die Urheberrechte der europäischen Künstler zu respektieren, hat die Parlamentsverwaltung einseitig die Gespräche für beendet erklärt. Im Februar 2014 wurde dann vom EU-Parlament die Richtlinie über Verwertungsgesellschaften verabschiedet, wo man angeblich zum Vorteil der Künstler die Regel eingeführt hat, dass Künstler immer das Recht behalten müssen, Gratis-Lizenzen an nicht-kommerzielle Nutzer einzuräumen. Nachdem diese Regelung in Kraft getreten war, beauftragte die Parlamentsverwaltung offenbar eine Schweizer Agentur, alle Künstler der Sammlung direkt zu kontaktieren und sie zu einem Verzicht auf eine Vergütung gegenüber dem EU-Parlament aufzufordern. Es herrscht also offenbar auch in der EU-Parlamentsverwaltung die antike Auffassung vor, dass man als Künstler über Latifundien verfügen oder aber mindestens einen Mäzen haben sollte.
Wenn Sie das anders sehen und auf die Errungenschaften des Urheberrechts nicht verzichten wollen, empfehle ich Ihnen, Ihrem Unmut ruhig Luft zu verschaffen, sollten Sie von der erwähnten Agentur aus Zürich aufgefordert werden, der freien Nutzung Ihrer Werke durch das EU-Parlament zuzustimmen. Erklären Sie die Vergütung als eine Frage des Prinzips und verweisen Sie auf die Bild-Kunst, die dem EU-Parlament gerne die notwendigen Lizenzen einräumen wird.
Diese Informationen und Empfehlungen stammen aus dem Newsletter Juni 2015 der VG Bild-Kunst (Autor Dr. Urban Pappi) und es ist sehr wichtig, daß diese Fehltritte von politischen Institutionen über Medien bekannt werden und durch die Politik berichtigt werden. Es ist sicher richtig, den angeblich so moderen EU-Parlamentariern mit Öffentlichkeitsarbeit auf die Füsse zu treten, wenn sie ihre eigene Verwaltung nicht im Griff haben.
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